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Fachtag 2014 – Akademie Schönbrunnn

Schulleiter Michael Kreisel freute sich gemeinsam mit Kursleiterin Tanja Endres über 180 Fachleute und Interessierte, die zum diesjährigen Fachtag der Fachakademie für Heilpädagogik in der Akademie Schönbrunn gekommen waren.

Gute Bildung, Erziehung und Betreuung für Kinder orientiert sich heute an dem Leitbild „Inklusion“. Inklusion meint „Einschluss“ bzw. „Enthalten sein in einer Menge“. Man spricht von inklusiver Pädagogik, der Aufhebung von institutioneller Seperation und möchte Ideale des gemeinsamen Lebens und Lernens umsetzen. Der Fachtag beschäftigte sich mit der Umsetzbarkeit und Praxis dieses Leitbildes.

Zunächst begrüßte Markus Tolksdorf als Geschäftsführer des Franziskuswerks die Anwesenden. Er betonte die Bedeutung des Themas und legte dar, dass für das Franziskuswerk die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen Ausgangspunkt und inhaltlicher Bezugspunkt sei.

Fachkräfte müssen weitergebildet werden

Im Anschluss führte Prof. Dr. Ulrich Heimlich (LMU München) aus, dass Fachkräfte im Kontext inklusiver Frühpädagogik nicht nur mit neuen und erweiterten Anforderungen an ihre Fachkompetenzen konfrontiert sind, sondern auch vor der Herausforderung der Weiterentwicklung ihrer personalen und sozialen Kompetenzen stehen. Momentan – aber auch für die Zukunft – sei es eine große Aufgabe eine inklusive Frühpädagogik als Handlungskompetenz vor Ort bei den Fachkräften zu fördern. Das Gelingen dieser Herausforderung würde auch über das Gelingen der Umsetzung von Inklusion in den Kindertageseinrichtungen entscheiden.

Prof. Dr. Heimlich beschrieb Konzeptionen inklusiver Frühpädagogik und stellte die inklusive Kindertageseinrichtung als „ökologisches Entwicklungsmodell“ vor. Die Ebene der Kinder, deren Spiel- und Lernbedürfnisse, die Teamkooperation, die Einrichtungskonzeption und auch die der externen Unterstützungssysteme sind für die inklusive Qualität von Kindertageseinrichtungen zu beachten. Folglich sei auch die Weiterentwicklung der Organisationen und der regionalen Vernetzung wichtig.

Jedes Kind so annehmen, wie es ist – Kind und Etern willkommen heißen

„Vor allem ist es wichtig, dass ein Klima herrscht, dass jedes Kind so angenommen wird, wie es ist“. Alexandra Pfenning- Högger und Sabine Remmele hatten einen kurzen Film zum Thema „Wünsche von Eltern an die inklusive Bildungseinrichtung“ erstellt und innerhalb des Fachtages gezeigt. Beide sind erfahrene Erzieherinnen und absolvieren zurzeit an der Fachakademie Heilpädagogik eine nebenberufliche Ausbildung zur Heilpädagogin. Sie berichteten von positiven Beispielen heilpädagogischer Einrichtungen, innerhalb dessen Kinder mit Behinderung entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert werden und innerhalb dessen Inklusion gelebt wird.

Lernangebote auf die Bedürfnisse der Kinder zuschneiden

Gertraud Martin, Bereichsleiterin des Franziskuswerks plädierte dafür, dass Lernangebote auf die Bedürfnisse und Chancen der Kinder zugeschnitten werden sollten und nicht umgekehrt. Eine Annäherung an die individuellen Erfordernisse eines Kindes habe das Bayerische Kinderbildungs- und -betreungsgesetz schon gemacht, aber eben nur eine Annäherung. Alles, was mehr an Qualität und Zuwendungsintensität geschehe, sei Trägersache. In den letzten beiden Jahren lasse die Nachfrage nach homogenen, heilpädagogischen Einrichtungen deutlich nach. Die Nachfrage nach Kitaplätzen für behinderte Kinder steige demgegenüber an und die Ausprägungen der Behinderungen bei angefragten Kindern würden stärker sowie vielfältiger.

Der Übergang Kindergarten/ Schule muß vor allem für Kinder mit Behinderung und deren Eltern deutlich verbessert werden

Frau Wünsch gab als Elternvertreterin einen eindrücklichen Einblick in die Situation eines Kindes mit Behinderung in seinem Lebensumfeld. Auch wenn ein Kind integrativ/ inklusiv in einer vorschulischen Einrichtung gefördert würde, beständen im schulischen Bereich weiterhin zu wenig Möglichkeiten der Inklusion, was sich im Einzelfall für die Betroffenen als sehr herausfordernd gestalten würde.

Anregende Diskusionen in den Denkräumen

In 12 Denkräumen gaben Fachleute einen Input zum Thema. Jeweils zwei Studierende moderierten und protokolierten die Diskussion der Anwesenden. So wurden die Denkräume Orte des gegenseitigen Austausches, des Innehaltens und Reflektierens. Durch die gemeinsame Beschäftigung zu Bildern einer inklusiven frühen Bildung konnte der Blick über den Tellerrand des Alltagsgeschäfts gerichtet und gegenseitiger Austausch sowie neue Anregungen ermöglicht werden.

Jedes Kind ist anders

Nach der Mittagspause gab Dr. Monika Wertfein (Staatsinstitut für Frühpädagogik) einen Einblick in aktuelle wissenschaftliche Diskussionen zur inklusiven (Alltags-)Qualität in Kinderkrippen. Jedes Kind benötigt grundsätzlich Sicherheit, Zutrauen und Unterstützung, aber jedes Kind ist auch „anders“.

Obwohl Krippen vor „inklusiven Herausforderungen“ stehen und erhöhter Betreuungsaufwand entsteht, würde noch zu wenig mit strukturellen Anpassungen reagiert. Dr. Monika Wertfein sensibilisierte für die „Ressource des pädagogischen Teams“, zeigte Stärken von Kinderkrippen auf und wies am Beispiel der „Alltagssituation Mahlzeiten“ auf Gelegenheiten für soziale Teilhabe und gemeinsame Bildung für alle Kinder hin.

Mehr dauerhafte Heilpädagogik in der frühen Bildung

Resümee: Ein ganzheitlicher Bildungsbegriff ist Grundlage für die Unterstützung von Teilhabe und Inklusion. In den Kindertagesstätten sollten verstärkt inklusive Lernsituationen geschaffen und unterstützt werden. Gemeinsames Aufwachsen stellt für alle Beteiligten eine Chance dar. Fachkräfte sind daher gefordert die Kommunikation unter Gleichaltrigen zu einem pädagogischen Thema zu machen und ungünstigen Prozessen entgegen zu wirken. Kinder sollten für Benachteiligung sensibilisiert und in ihrer Selbstbestimmung unterstützt werden. Inklusive Pädagogik ist immer beziehungsorientiert.

Die Anwesenden waren sich einig, dass es mehr dauerhafte Heilpädagogik in der frühen Bildung geben müsste, damit allen Kindern die Möglichkeit der Teilhabe gegeben ist. Auch sollte die Beratungskompetenz von Heilpädagog/innen stärker genutzt werden. Ein möglicher Weg könnte sein, dass die Zuwendung von Mitteln nicht nur auf den Einzelfall bezogen, sondern auch auf die Institution orientiert geschieht.

Zum Fachtag erscheint wieder eine Broschüre, die beim nächsten Fachtag 2015 verteilt wird.

Kontakt:

Michael Kreisel
Tel.: 08139/ 809-110
[email protected]